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24.04. bis
19.10.

1897Leipzig

Der Ausstellungspavillon

Sächsisch- Thüringische Industrie- u. Gewerbeausstellung Leipzig 1897

Paul Möbius errichtete zu diesem Anlass den Ausstellungspavillon für den Fleischmeister Gustav Nietzschmann (Kolonnadenstr. 5/7) und den Maschinenfabrikanten Wilhelm Wommer (ansässig am Schlachthof) als Mitarbeiter des Architekturbüros Händel & Franke. Fußboden und Wandfliesen im Inneren wurden von der noch heute existierenden Firma Villeroy & Boch nach Entwurf des Keramikers Jakob Julius Scharvogel eingerichtet (Quelle: Stefan W. Krieg, Bodo Pientka "Paul Möbius - Jugendstil Leipzig"). Der relativ zentral gelegene Privatbau wurde von der Fachwelt bewundert und machte Möbius auf einen Schlag bekannt. Der Architekt Fritz Schumacher beschrieb 1898 ausführlich in Dekorative Kunst / illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst das Bauwerk im Detail. Der außergewöhnliche Ausstellungspavillon Nietzschmann-Wommer wurde als vom Hergebrachten stark abweichend mit gewagt humoristisch-phantastischen Motiven, die einen gewissen Schwung entwickeln, im Dresdener Brief von Bodo Wildberg beschrieben. M.G. Conrad (1885-1900); Arthur Seidl (1901-02): [ ''Die Gesellschaft, Band 16, Teil 2'' - E. Pierson, 1901 - S.246]

In diesem Zusammenhang ist der Begriff 'Jugendstil' im Jahre 1897 das erste mal aufgekommen - Georg Hirth: [''Wege zur Freiheit'' S.525] - Verlag der Müncher Jugend, 1903. Jugendstil

Der Pavillon besteht aus einer Haupthalle mit zwei Seitenflügeln. Spannende Details des Bauwerks sind die Würste auf den Gabel-Spitzen der Seitendächer, die beiden Säulen der vorgelagerten Eingangshalle - Fleischergesellen mit Ballonmütze und Schürze - und das auf einem Sockel über allem ragende Schwein mit Lorbeerkranz umgarnt von Frauen in wehenden Kleidern. Der Tanz der Menschheit um die goldene Sau.

Ausstellungspavillon Nietzschmann Wommer

Der Bau erregte große Aufmerksamkeit. Zum Festakt der Ausstellungseröffnung wich König Albert und seine Prinzen im wunderbaren Nachmittags-Sonnenschein auf dem Weg vom Pavillion der Stadt Leipzig, den er zusammen mit dem Oberbürgermeister Dr. Georgi besuchte, zur Kunsthalle vom Protokoll ab, um sich von Gustav Nietzschman im Pavillon einige Erklärungen geben zu lassen. (Quelle: Leipziger Neue Nachrichten Sonntag, 25.04.1897) Im mittleren Teil wurden Fleisch- und Wurstwaren durch Fleischermeister Gustav Nietzschmann (Ausstellernummer 1724) vor den Augen der Besucher fertig zum Verkauf hergestellt. Verarbeitet wurden Brühwürstchen aller Art, kalter Aufschnitt, Fleisch- und Ochsenmaulsalat u. a. m. die dann in einem vornehm und praktisch eingerichteten Verkausraum sowie Imbiss im rechten Flügel mit einem frischen Trunk Bier aus der Gohliser Aktienbrauerei (1/4 Liter 10 Pfg.) verabreicht wurden. (Quelle: Ausstellungszeitung)

Wilhelm und Otto Wommer (Austellernummer 1725) stellten im linken Flügel des Pavillons Maschinen und Geräte für Fleischerei und Wurstfabrikation aus. Zu den Ausstellungsobjekten gehörten ein Wiegeapparat, eine Rotations-Fleisch-Schneidemaschine (Patent Wommer), eine Universal-Fleisch-Schneidemaschine (gesetzlich geschützt), eine Fleisch-Mengenmaschine, zwei Wurstfüllmaschinen, eine Gaskoch-Kesselanlage, eine Transmissionsanlage ect und im Maschinenraum ein Elektromotor, der als Betriebsmaschine diente, sowie eine Kühlmaschine, die mit einem Fleischkühlraum in Verbindung stand, was eine wesentliche Verbesserung der damaligen Fleischerei-Einrichtungen bedeutete. Im Flügel "Wilh. Wommer" waren zusätzlich unter den Ausstellernummern 1726-1732 folgende Firmen als Mitaussteller geführt (Quelle: "Officieller Katalog" zur Ausstellung 1897):

  • Neumann, Dr. G.S., Dresden, Aluminiumfabrikate
  • Wegelin & Hübner, Halle a. d. Saale, Kühlanlage
  • Scharvogel, J. J., Leipzig, Wand- und Fußboden - Plattenbelag, sowie Verkleidung von Ladentafeln
  • Beck & Co., Leipzig, Glasdecke
  • Kayer, Ferd., Leipzig, Beleuchtungskörper
  • Elektrizitätsgesellschaft Hansen (G.m.b.H.), Bogenlampen und Lichtanlagen
  • Schumanns Elektrizitätsgesellschaft, Elektromotor

Nach dem Ende der Ausstellung wurde der Pavillon, wie auch die meisten anderen Gebäude, abgebrochen.

Karte Ausstellung


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Protrait

Paul Möbius

"Paul Möbius - Quelle Wikipedia - Spemanns Goldenes Buch vom eigenen Heim, Berlin, Stuttgart 1905

Adressen in Leipzig

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Postkarte

Max Wommer

Ein interessanter Fakt ist, dass auf kaaum einer der vielen Postkarten - den "Vogelschau"-Ansichten - der Pavillon zu erkennen ist - wahrscheinlich wurden die Ansichtskarten ohne Kenntniss der Privatbauten angefertigt.


Der Keiler

Keiler Leipzig

Was wohl aus dem Keiler nach dem Abbruch geworden ist?