Im Herbst 1906 ergänzt Otto Wommer die Firmenbezeichnung Maschinen- und Heizungswerk Otto Wommer mit dem heute noch bekannten Zusatz “Wommerwerk”, um der Ausdehnung des Unternehmens gerecht zu werden. Damals konnte Otto bereits auf eine 10-jährige Firmengeschichte und viele Erfolge zurückschauen. So erhielt die Firma auch im Jahr 1907 anlässlich der Fach- und kulturhistorischen Ausstellung zu Hamburg die höchste Auszeichnung – den Staatspreis der Freien Hansestadt Hamburg. Dies war für ihn ein ganz besonderer Erfolg, da viele direkte Konkurrenten und Gesellschaften seinem Wommerwerk unterlegen waren.
Jedoch wendete sich gleichzeitig das Blatt im Frühjahr des Jahres 1907. Otto war nicht mehr im Stande seinen banklichen Verpflichtungen nachzukommen. Ein erneuter Bürgschaftswunsch an die Schwägerinnen wurde abgelehnt. Gleichzeitig mehrere ungünstige Entwicklungen brachten die Fabrik in größte Nöte, wie ein als streng vertraulich gekennzeichnetes Schreiben an Kreditgeber zeigt: Es begann mit einer Klage wg. eines unbrauchbaren Maschinengusses, was im März 1907 zu einem Versehen beim Landgericht Saarbrücken (5tägige Verspätung bei Erledigung einer wichtigen Eingabe betr. ein Versäumnisurteils) führte – wodurch es in letzter Konsequenz im Februar 1909 zu sehr diskreditierenden Publikationen in 2 Zeitungen kam.
Aber auch der Verlust an dutzenden jungen Arbeits- und Hilfskräften (Dreher, Maschinenschlosser ect.) an Staats- und Privatwerke und fehlende Unterstützung/Akzeptanz vor Ort sowie eine generell schwierige ökonomische Lage machten dem Werk in Türkismühle zu schaffen.
Doch nicht zuletzt führte ein sehr langsamer Eingang von fälligen Außenständen, ungünstige Auskunftserteilungen bei Anfragen über Kreditverhältnisse über das Werk sowie eine extrem lange Bearbeitungszeit beim Landgericht Metz über einer Klage des Werks zur Kapitalbeschaffung von einem Schuldner in Metz (Prozess lief über 6 Jahre) zu liquiden Engpässen.
Das zeigte sich beispielsweise darin, dass Otto plötzlich einen an seinen Bruder Alexander Wommer gewährten Kredit von über 5000 Mark als Wechsel wieder einzufordern, obwohl Alexander gerade selbst eine Familie sowie eine Unternehmung gründete und dies zum Konkurs und zur Pfändung hätte führen können, wie Georg Wommer in einem Brief schreibt. Georg Wommer wendete sich in einem weiteren Brief an die Schwestern in Wolfersweiler und sprach sich für eine Bürgschaft an Otto unter der Bedingung aus, dass sie Otto Wommers Bücher durch einen Fachmann prüfen lassen.
Im Frühjahr 1909 erreicht die Schwestern von Ottos Frau Emilie ein weiteres verzweifeltes Schreiben. Darin wird erneut auf die katastrophale finanzielle Lage geschildert. Um nicht alles zu verlieren müsse ein Vergleich angestrebt werden um den Gläubigern einen Prozentsatz zahlen zu können…
Was folgte war der Konkurs am 9. März mit Einstellen des Werkbetriebs. 50 Angestellte verloren ihre Arbeit. Geplant war jedoch eine Wiederaufnahme der Fertigung, um offene Aufträge zuverlässiger Partner weiter zu bedienen. Die Anschrift änderte sich auf Grund des Konkursverfahrens von ‘Wommerwerk’ zu ‘Ingenieur Otto Wommer, Türkismühle’. Einen Monat nach einreichen des Konkurs fand die Gläubigerversammlung statt. Festgelegt wurde, dass der Inhaber mit allen Kräften einen Vergleich anstrebt – und danach evtl. eine neue kapitalkräftigen Gesellschaft gründet.
Am 23.7.1909 wurden im Hotel Zwetsch bereits Grundstücke von Otto Wommer versteigert, um Gläubiger zu bedienen. Mit dem Verkauf der Häuser, Fabrik und Land an die Sparkassen konnten 129.600 Mark erzielt werden. Im Sommer 1910 schmückte der zwischenzeitliche Firmenname ‘Wommer Maschinen- und Heizungswerk Türkismühle’ den Briefkopf. Kurz darauf im Herbst 1910 ‘Otto Wommer Söhne Maschinenfabrik Türkismühle’. Am 19. Mai 1911 wurde der Vergleich mit großer Mehrheit angenommen. Doch auch im Nachhinein drohte dieser noch mangels Kapitals an 2000 Mark aufgelöst zu werden.
Buchstäblich in letzter Sekunde erhielt die Folge-Firma “Otto Wommer und Söhne” eine Bürgschaft der fehlenden 2000 Mark von der Firma J. Wommer in Wolfersweiler, so dass das Konkursverfahren durch den Zwangsvergleich am 25.07.1911 abgewendet werden konnte.
Die Brüder Otto, Julius und Karl Bauer übernahmen Teile des Wommerwerks und gründeten eine Kfz. Werkstatt – später stiegen sie mit Otto Spindler auch in den Nah- und Fernverkehr ein.
Offiziell gelöscht wurde das Wommerwerk Türkismühle am 24.2.1912. Doch der Begriff “Wommerwerk” sollte späteren Neugründungen immer wieder auftauchen…
So gründet auch Otto Wommer wenig später in Saarbrücken erneut die Firma ‘Wommerwerk Otto Wommer, Saarbrücken’ und schließt an seine erfolgreicheren Jahre an.