Max Wommer – zweit-jüngster Sohnes des Begründers Wilh. Wommer sen. – übernimmt nach dem frühen Tod von Wilhelm Wommer Jun. im Jahr 1908 und nach der Übergangsphase mit den wechselnden Inhabern Karl Wommer, Berta Wommer sowie Georg Wommer (Leitung) im Frühjahr 1911 das Unternehmen. Mit der Übernahme der Firma sollte nun endlich etwas Ruhe in das Unternehmen einkehren.
Max Wommer arbeitete zuvor über fünf Jahre in Nord-Afrika. Trotz seiner Jugend begleitete er den verantwortungsvollen Posten eines Prokuristen im Import- und Exportbetrieb bekannter Algier- und Marokko-Firmen. Er genoss auch außerhalb seines eigentlichen Wirkungskreises größtes Vertrauen und wurde u. a. mit der Organisation verschiedener deutscher Handelsniederlassungen sowie mit der Errichtung der deutschen Reichspostanstalt und des österreichischen Konsulats in Tetuan beauftragt. Um seiner einjährig-freiwilligen Dienstzeit zu genügen, musste Max Wommer 1908 in die Heimat zurückkehren – Wieder in Leipzig, erwachte das Interesse an der väterlichen Fabrik in ihm, so dass er jede freie Stunde während seiner Dienstzeit im Interesse der Firma verbrachte.
Unter Max Wommers Leitung wurde in Berlin eine Niederlassung in der Nähe der Spandauer Brücke in der Dircksenstraße 50 (Handelsvertreter Carl Buttgereit) gegründet (Quelle Berliner Adressbuch 1913) – Hugo Wommer – der jüngste der 8 Söhne von Wilhelm Wommer Sen. – hielt sich seit 1910 ebenfalls in Berlin auf. Ob er ebenfalls im Aufbau des neuen Firmenzweigs in Berlin involviert war, ist jedoch nicht belegt. Zu Beginn des 1. Weltkriegs ist Hugo Wommer in Belgien gefallen.
1911 gab es ebenfalls eine Niederlassung/Filiale in Amsterdam. Und auch für Nordeuropa wurden eigens Saxonia Kataloge in der jeweiligen Landessprache gefertigt. Max Wommer trieb so entschieden die Internationalisierung voran.
Kurz vor Ausbruch des Krieges erregte die Firma abermals durch eine neue wichtige Hilfsmaschine für das Fleischergewerbe die Aufmerksamkeit aller Interessenten. Es ist dies das ,,Neu-Modell Saxonia-Wiegekutter” (Patent Schnellschneider Malsch), der in sich ein völlig neues Arbeitsprinzip verkörpert, und der jeden Fleischereibe, H6, ob groß oder klein, auf eine größere Rentabilität zu stellen vermag.
Mit dem plötzlichen Tod des ehemaligen Teilhabers – Georg Wommer – im März 1915 wurden anscheinend Georgs Schulden von insgesamt 263.391 Mark auf die vorherige Firmeninhaberin Bertha Wommer übertragen. [Hier ist noch zu prüfen in welchem Umfang das der Fall war.] Da Bertha Wommer über den Rechtsanwalt Waldheim & Dr. Dalitz aus Leipzig 1916 einen Schuldschein von über 33.000 M von der Fa J. Wommer in Wolfersweiler erhielt, ist davon auszugehen, dass es sich hier um die Kredite handelt, die auf Initiativen von Georg Wommer in den Jahren 1906-1911 geleistet worden sind. Interessanter Weise fehlt dieser Betrag in der Auflistung der Nachlassforderungen Georg Wommers. Insgesamt war dies für Bertha Wommer sicher eine sehr schizophrene Angelegenheit, da die Forderung von Ihrer eigenen Familie stammte, mit der sie noch immer eng verbunden war.
Aber auch die Firma Gebrüder Wommer wurde von den Schulden tangiert: Die Sache Rich. Keil vom Cafe Merkur (laut Georgs Nachlassforderungen mit einem Gesamtschuldenstand von 27.000 Mark aus Wechseln und Bürgschaften) wurde im Laufe des Jahres 1915 verhandelt. Auf Grund einer Reise Berthas’ fehlte wohl die Unterschrift unter einem Wechsel Keils im Umfang von 12.000 M der darauf hin prolongiert (verzögert) wurden (mit Vereinbarung, dass diese nach ihrer Rückkehr gezeichnet würden) und wurde für nichtig erklärt. Der Restbetrag lief auf ein Vergleich von 8.400 M hinaus, den die Fa. Gebrüder Wommer bereitstellen musste, womit der Prozess einen Abschluss fand.
Was die Entwicklung der Firma Gebrüder Wommer in der Zeit des ersten Weltkrieges und während der Nachkriegsunruhen betrifft, wurde leider nicht überliefert. Jedoch schaffte es Max Wommer die führende Stellung seiner Firma in der Branche zu behaupten.