1928 – Gebrüder Wommer A.-G. (Vorstand Paul Wilhelmi)

Nach dem kurzen Intermezzo unter der Firmierung Fleischerei-Maschinen-Aktiengesellschaft wurde am 1. Juni 1928 von der Generalversammlung die Erhöhung des Stammkapitals von 50.000 auf 650.000 Reichsmark sowie die Umbenennung der AG zur Gebrüder Wommer Aktiengesellschaft beschlossen. Zum Mitglied des Vorstandes wurde Paul Wilhelmi bestellt, der über die kommenden Jahrzehnte die Geschicke der Firma entscheidend lenken sollte. An Oswald Riemann und Erna Wersebe (durch Otto Brauer 1929 abgelöst) wurde Prokura erteilt.

Doch der Start der AG kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Weltwirtschaftskrise, über Monate anhaltende Streiks und darüber hinaus Fehleinschätzungen bezüglich Vermögenswerte bei der Gründung der AG, ließen Geldgeber an der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zweifeln: So kam die Stadt-und Giro-Bank zu der Meinung, dass die Firma auf Grund der Verluste der Geschäftsjahre 28/29 und 29/30 nicht lebensfähig sei. Allein das Geschäftsjahr 28/29 wies – von der Treuhandgesellschaft bestätigt – einen Verlust von 276.004 RM aus. Davon gingen 110.000 RM auf Kosten eines 2-monatigen Streiks. Und weitere 116.000 RM schlugen auf Grund der fälschlichen Bewertung der Lagerbestände zu Verkaufspreisen – und nicht wie später korrigiert als – Selbstkosten zu Buche. Mit Verweis auf diese außergewöhnlichen Umstände konnte erfolgreich um den Fortbestand der Firma gekämpft werden. Ein wichtiges Argument zum Weiterbetrieb der AG war sicherlich auch eine Investition der ehemaligen Stadtbank, die mit einer Liquidation auch verloren gegangen wäre. Aber auch die ca. 130 Mitarbeiter der Firma Anfang der 30er waren sicher ein weiterer wichtiger Punkt für den Fortbestand der Firma in Zeiten hoher Erwerbslosigkeit.

Gebrüder Wommer A.-G. Briefkopf 1931
Gebrüder Wommer A.-G. Briefkopf 1931

Anfang der 30er expandierte die Firma wieder. Es entstanden Standorte in Berlin – geführt durch Alexander Wommer, Neffe von Max Wommer – und in Aussig an der Elbe betreut von Karl (Bruder von Max Wommer) und seiner Frau Klara Wommer in der Firma “Original Wommer-Fleischereimaschinen-Erzeugung Josef Wohlfahrt u. Co.”. Auch in Leipzig waren weitere Familienmitglieder im Stammwerk tätig: So arbeitete Elise Wommer – Tochter von Wilhelm Wommer – seit 1928 im Vertrieb. Ihr Cousin und Bruder von Alexander – Georg Wommer begann 1932 für 4 Jahre seine Ausbildung als Schlosser.

Gebrüder Wommer 1933
Vorn am Cutter aufgestützt Georg Wommer, links hinter ihm mit Brille Elise Wommer

Ende 1932 wurde das Grundkapital der Firma auf 300.000 RM im Zuge der Firmen-Sanierung heruntergesetzt. Auf der Generalversammlung im Dezember wurden Otto Haupt (Halle, Saale), Vorsitzender: Bankdirektor Gustav Adolf Hendel und stellv. Vorsitzender Rechtsanwalt Dr. Dr. Curt Oettich (beide aus Leipzig) als Aufsichtsrat bestätigt. Betriebsrat waren Ingenieur Erich Bieler und Dreher Max Baumann, die beide ein Jahr später vom Magazinverwalter Paul Wischrop und Buchhalter Heinrich Kröber abgelöst wurden. Kurz darauf ist Max Wommer als Vorstandsmitglied der Firma ausgeschieden. Nur etwas mehr als ein Jahr später im Feb. 1934 wurde das Grundkapital weiter auf 200.000 RM herabgesetzt.

Neu skizzierter Firmenname 1936

1936 arbeitete das Unternehmen in Folge veränderter Preisverhältnisse mit Verlust. Ganz abgesehen davon war aber auch die politischen Situation bei Eintritt von Sanktionen – wo 50% des Exports wegzubrechen drohten – sehr bedrohlich, wie aus aus einem Schreiben hervorgeht. In einem weiteren vertraulichen Brief an den Bankdirektor G.A. Henkel in der Schillerstr. 4, Leipzig schreibt der Prokurist Brauer Ende Oktober 1936, dass das erfolgreiche Wirtschaftsjahr 33/34 sicher eine Ausnahme gewesen sei und eher die Bilanz der letzten beiden Jahre auf Grund der ‘Zeitverhältnisse” Normaljahre darstellen, mit denen weiter zu rechnen sei.

Umwandlung der AG in offene Handelsgesellschaft
Umwandlung der AG in eine offene Handelsgesellschaft

Rentabilität könne – trotz guter Beschäftigung – nur mit einer Entlastung an fixen Kosten und der damit folgenden Zinsentlastung erreicht werden – wie 33/34 zeigte. “Jedoch bei der jetzigen Gepflogenheit wird die A.G. niemals aus ihrem Finanzelend herauskommen”, schreibt er weiter und schlägt einen Hypothekenforderungs-Nachlass vor, da eine weitere Sanierungs-Abschreibung bis auf den Einheitswert kaum noch Spiel bieten würde. Weiter bekräftigt er, dass Herr Wilhelmi im Falle der skizzierten Sanierung G.W. Aktien 101.000 RM zum Kurs vom 35% von der Bank (die anscheinend mittlerweile Alleinbesitzer der Firma war) annehmen und dem Unternehmen flüssige Mittel von 20.000 RM als Darlehn (4%) langfristig zur Verfügung zu stellen würde.

So – oder so ähnlich muss es wohl gekommen sein – denn Paul und Erna Wilhelmi gründen 1937 die Firma “SAXONIA” Fleischereimaschinenwerk.

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