Ohne die familiäre finanzielle Unterstützung in Form von Bürgschaften und Aktien aus Wolfersweiler während der schwierigen Monate hätte dieses Zerwürfnis das Ende der Firma bedeuten können, obgleich Georg in Briefen immer wieder an seine Geldgeber beteuerte, dass trotz schlechter Konjunktur der Auftragsbestand sehr hoch sei, Neueinstellungen erfolgten und monatlich ca. 60-75.000 Mark Umsatz erwirtschaftet würden. Jedoch sah es auf der Habenseite sicher nicht ganz so positiv aus, wie die folgenden Jahre zeigen sollten.
Die Gebrüder Wommer firmierten offiziell im Dezember 1909: Berta Wommer (Witwe Wilhelm Wommer) als Alleinbesitzerin, Georg Wommer als Generalbevollmächtigter und ein weiterer Bruder – Max Wommer, der die Geschicke der Firma bis in die 30er Jahre begleiten sollte. Als Prokuristen wirkten nun die Herren Oswald Riemann und Paul Schweizer. Im Januar 1910 nahm Wilhelm Wommers Witwe ihren Schwager Georg Wommer als Teilhaber in die Firma auf und überließ ihm die gesamte Leitung für gemeinschaftliche Rechnung. Ihre Zeichnungsberechtigung hörte damit auf.
Jedoch stellte sich keine Ruhe in der Firma ein. Der neue Prokurist Paul Schweizer wurde nach nur wenigen Monaten aufgrund von Forderungen nach mehr Entscheidungsbefugnissen, die im Widerspruch zu seiner geringen Erfahrung mit 27 Jahren standen, wieder gekündigt. Damit waren seine Einlagen wieder verloren und sein Vertrag, der erst Ende des 1910 auslief, verursachte eine erneute finanzielle Lücke von 27.500 Mark.
1911 unterstellte Georg seinem Bruder Max Wommer und den “Genossen” Pohle und Richard Gelder in Höhe von über 20.000 Mark zu unterschlagen und für das erste Quartal 1910 unberechtigter Weise Gewinn in Anspruch zu nehmen, obwohl der Stichtag der 11. April 1910 hätte sein müssen. Ein Prozess würde folgen. In einem Brief nach Wolfersweiler schrieb er: “Ich muss abbrechen, hier furchtbar zu arbeiten. Aber glücklicher Weise geht alles voran. Brief folgt”. In einem weiteren Brief schreibt Georg, dass am 7. April 1911 das Landesgericht wohl verkünden werde, dass Pohle und infolge dessen auch Georgs Bruder Max die Firma verlassen müsse. Darauf folgten Zeilen, die seine Verzweiflung zeigen: “Ich habe vor alsdann die Firma im ganzen an einen Herrn der über 500.000 Mark besitzt zu verkaufen, so dass Euer Geld durch Auszahlung von Bertas’ u. meines Anteils frei wird und an Euch zurück gezahlt würde. Solltet Ihr einverstanden sein, so könnten Berta und ich weiter Teilhaber bleiben und die Zinsen bzw. Gewinnanteile an Euch abgeführt werden.” Gleichzeitig schrieb er an die Geldgeber aus Wolfersweiler wie prekär seine finanzielle Situation sei und eine weitere Bürgschaft benötige.
Georgs Briefe enden am 14.04.1911: “M. L.! Hiermit zur Kenntnis, dass wir aus der Fa. Gebrüder W. ausgetreten sind. Und zwar mit Entlassung aus der Haftung der Hypotheken und Haupt-Gläubiger wie Pohle sen., Wendt, Heinze, Riemann etc., da wir sonst 5 Jahre lang haften müssten. Näheres folgt im nächsten Brief. Ich kann leider jetzt Ostern noch nicht zu Besuch kommen, da ich hier ein großes Objekt bearbeiten muss. Ich gebe noch rechtzeitig Nachricht. Herzlich gegrüßt und fröhliches Fest, Euer Georg”
Was zur plötzlichen gütlichen Einigung der offenen Handelsgesellschaft Gebrüder Wommer der beiden Parteien – mit Georg und Berta auf der einen sowie Max Wommer und Pohle auf der anderen Seite – führte ist nicht bekannt. Georg Wommer wurde mit 30.000 Mark und Berta Wommer mit 72.000 Mark in Raten ausgezahlt. Die laufenden Prozesse wurden eingestellt und die Prozesskosten geteilt.