Emil Hermann Max Wommer wurde am 17.11.1882 in Leipzig geboren und verstarb am 05.03.1954 in Hamburg. Er war das 10. Kind des Fabrikanten für Wurst- und Fleischereimaschinen Wilhelm Wommer (29.09.1839 geb. in Hirstein – 06.05.1893) und der Irene Adelheid Marie Becker (20.02.1845 geb. in Leipzig – 10.03.1915).
Max arbeitete nach seiner Schulausbildung mit handels- wissenschaftlicher Ausrichtung in Leipzig zunächst wenige Jahre ab 1901 als Lehrling in Deutschland. So absolvierte er viele Monate bei seinem Bruder Otto Wommer in Türkismühle und bei „E. Hochgesand“ in Mannheim (“Glas Manufactur, Export”).
Im September 1904 wurde Max von einem Geschäftsfreund von „Walliser & Lelbach“ (ebenfalls in Mannheim ansässig) engagiert, um für Carl Ficke (ansässig in Casablanca) in Marokko zu arbeiten. Da er damals für sich in Deutschland keine Perspektive sah, schmiss er am 1. November 1904 ohne zu zögern und gegen starke Widerstände seines Arbeitgebers seinen Job in Deutschland hin und machte sich noch vor Weihnachten mit der Eisenbahn und Schiff auf die große Reise.
Die Stationen seiner fast 5-jährigen Zeit in Marokko waren Dezember 1904 Mazagan, dort auch im Februar 1908 und 1907 Algier, in Safi. Trotz seiner Jugend bekleidete er den verantwortungsvollen Posten eines Prokuristen im lmport- und Exportbetrieb bekannter Algier- und Marokko-Firmen, wie November 1907, als er Prokura für die Filiale von Richard Heckmann, Algier, in Safi erhielt. Max Wommer genoss auch außerhalb seines eigentlichen Wirkungskreises das größte Vertrauen und wurde u. a. mit der Organisation verschiedener deutscher Handelsniederlassungen sowie mit der Errichtung der deutschen Reichspostanstalt und des österreichischen Konsulats in Tetuan beauftragt.
Max Wommer kehrte 1908 nach Leipzig zurück, um seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger abzuleisten. Er hatte nach diversen Reitunfällen in Marokko (konnte ein viertel Jahr nicht richtig auftreten) und wegen seines fortgeschrittenen Alters starke Bedenken, dass die Ausbildung ihn körperlich überfordern würde. Wie er die militärische Ausbildung in Altenburg bewältigte ist nicht überliefert.
Nach dem Tod seines ältesten Bruders Wilhelm jun. 1908, der die Fleischereimaschinenfabrik „Gebrüder Wommer“ mit seinem Bruder Karl betrieb, leitetet zunächst sein Bruder Karl die Firma mit der Inhaberin Berta Wommer weiter. Nach dem Zerwürfnis Karls mit der Witwe Wilhelms übernimmt sein Bruder Georg (Architekt) im Dezember 1909 als Generalbevollmächtigter gemeinsam mit der Witwe Bertha Wommer die Firma in der nun auch Max als Prokurist engagiert ist. 1911 kam es zu weiteren Differenzen bezgl. Kapitalfragen der Firma zwischen beiden Brüder Georg und Max. Eine gütliche Einigung vor Gericht führte zum Ausscheiden von Berta und Georg Wommer gegen eine Ratenzahlung von insgesamt über 100.000 RM. Max lenkte ab Mai 1911, als zweitjüngster Sohn (von 11 erwachsenen Kindern) des Firmengründers, gemeinsam mit Prokuristen Riemann, die Geschicke der Firma in sicheres Fahrwasser.
Bis zu Beginn der 20er Jahre richtete Max Wommer seinen Fokus auf den weiteren Ausbau der Firma in der Gießerstraße 47 in Leipzig Plagwitz – in der bis zu 120 Mitarbeiter angestellt waren – und die Weiterentwicklung der Maschinen: Die damals noch üblichen Transmissions-Maschinen wurden nach und nach mit Elektro-Maschinen ersetzt. Nahezu 60% der produzierten Fleischereimaschinen wurden exportiert. Während der Inflation 1924 war die Firma Gebrüder Wommer unter Führung von Max Wommer eines von 12 maßgebenden Unternehmen in Deutschland, die zur Unterstützung der Goldmark herangenommen wurden.
Aber auch in der Forschung war Max Wommer sehr engagiert. So förderte er, laut Quelle des Universitätsarchiv Leipzig, in den Jahren 1920-1922 zusammen mit Dr. F. König (Rauchwaren-Färberei) finanziell den Ausbau und die Entwicklung einer Kolloid-Abteilung des Physik.-Chem. Instituts der Universität in Leipzig. Wolfgang Ostwald, der Sohn des Nobelpreisträgers für Chemie von 1909 Wilhelm Ostwald (1853-1932), benötigte damals für seine Praktikumsversuche und Forschungsarbeiten geeignete Laborräume für einen damals noch kaum anerkannten Forschungszweig. 1922 wurde in Anwesenheit des Ministerialrates Seydewitz die “Kolloid-Abteilung des P.C.I. der Universität Leipzig” eröffnet. Ostwald stand dafür der Firma als Gegenleistung über Jahre beratend zur Seite.
1925 gründete Max Wommer „Chrom-Industrie Anlagen Max Wommer“ in Rückmarsdorf bei Leipzig eine weitere Firma, die sich der galvanischen Verchromung widmete. 1926 schrieb Max Wommer im Eigenverlag das dazu passende Werk: Die elektrolytische Verchromung „System Wommer”.
1928 wurde die Firma „Gebrüder Wommer“ in eine Aktiengesellschaft transformiert. Bis ins Jahr 1933 hatte er seine Anteile an der Firma Gebrüder Wommer AG „Saxonia“ an den Fabrikdirektor Paul Wilhelmi und seine Frau Erna verkauft, die 1937 die Leitung (in dem nun wieder Inhaber-betriebenen Unternehmen) übernahmen und denen diese noch 1946 gehörte, bis sie enteignet wurden. Max war zu diesem Zeitpunkt als Unternehmensberater in der neu firmierten Max Wommer-Maschinenhandelsgesellschaft für Fleischerei- und Kühlmaschinen tätig. Er floh aus der SBZ/DDR nach Hamburg-Lockstedt, wo er als Handelsvertreter für die Firma Mittelhäuser & Wallther über seinen Duz-Freund Becker versuchte neu Fuß zu fassen, was ihm aufgrund seines Alters aber zunehmend schwer fiel. Max Wommer starb März 1954 in Hamburg in bescheidenen Verhältnissen. Verheiratet war er mit Else Hentschel (begeisterte Motorensportlerin), die als Witwe in Hamburg noch bis 1980 lebte. Es gingen keine Kinder aus der Ehe hervor.